Umnutzung statt Abriss: Konzept für Kraftwerkshalle

Das Architekturbüro 3deluxe hat ein ressourcenschonendes Nutzungs- und Gestaltungskonzept für die stillgelegte Kraftwerkshalle auf dem ehemaligen Industriegelände des Betonherstellers Dyckerhoff entwickelt. Den Auftrag erteilte die Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft SEG als Eigentümer der Liegenschaft. Mit ihrem Gestaltungsvorschlag zeigen die Planer, dass auch für vermeintlich schwierige Immobilien mit langen Leerständen und problematischen Rahmenbedingungen tragfähige Lösungen gefunden werden können. Denn eines der wichtigsten Ansätze, um der Bauwirtschaft einen kleineren CO2-Fussabdruck zu verpassen, ist die smarte Nachnutzung bestehender Bausubstanz.

Box in the Box

Die Architekten von 3deluxe entschieden sich, in die lichtdurchflutete Südhalle des Hallenensembles qualitativ hochwertigen Büroraum zu integrieren. Die beeindruckende Dimension des Raumes mit den typischen Insignien der Industriekultur bot den idealen Rahmen für eine großstädtische, moderne und hochattraktive Arbeitsatmosphäre. Das Konzept sieht ein autarkes, freistehendes Innenraumvolumen in der Halle vor, das sowohl den Charakter des denkmalgeschützten Kraftwerks erhält als auch einen interessanten Zwischenraum entstehen lässt: Dieser ermöglicht eine Indoor-Outdoor-Nutzung und generiert einen Klimapuffer, der den Betrieb über alle Jahreszeiten hinweg weniger energieintensiv macht.

Bauen mit Modulen

Das eingestellte Gebäudevolumen konzipierten die Planer als modulares System aus einheitlich gestalteten, leichten Office-Boxen in Holzbauweise, die in der Höhe gestaffelt übereinandergestapelt werden. Durch die Abstufung der oberen Geschosse fällt ausreichend Tageslicht in die Büroräume und Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss. Die zugleich entstehenden Terrassen lassen sich als zusätzliche Arbeitsbereiche oder für informelle Treffen und Pausen nutzen.

Klimaschutz inklusive

Das dreistöckige Raumcluster steht als autarkes, klimatisch abgetrenntes Volumen in der Halle, was Vorteile bringt: Die Bestandsfassade muss bei ihrer Sanierung nicht aufwändig gedämmt werden und die Innenfassade der Einbauten hat nicht die Anforderungen einer Außenfassade zu erfüllen. Diese Klimahülle reduziert zunächst die Erstellungs- und Sanierungskosten und verringert sowohl im Sommer wie im Winter den Energiebedarf für den Betrieb der Büroinnenräume. Die serielle, modulare Bauweise der eingestellten Volumen ermöglicht eine kurze, effiziente Bauzeit. Im Sinne der Nachhaltigkeit führen die Planer die leichte Rückbaubarkeit, die Recyclingfähigkeit sowie die Energieeffizienz des Box-in-the-Box-Systems an. Dieter Brell, Partner im Büro 3deluxe fasst zusammen: „Die vielbeachtete Königsdisziplin der Architektur war bisher immer der Neubau. Das ändert sich nun. Architekten sind gefordert, Sanierungen und Umnutzungen zu spannenden, innovativen und zukunftsgerichteten Vorhaben zu machen und damit Begehrlichkeiten für Bestandsimmobilien zu wecken und Abriss unnötig zu machen.“

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