Kreisverwaltung in Ingelheim baut auf Birke

In Ingelheim hat die Kreisverwaltung Mainz-Bingen vor kurzem ein neues Verwaltungsgebäude in Holzhybridbauweise bezogen. Hier kommen erstmals in Deutschland zugelassene BSH-(Brettschichtholz-)Stützen aus Birke zum Einsatz, wie der verantwortliche Gesamtplaner Canzler meldet. Der Neubau erstreckt sich auf eine Fläche von rund 10.000 qm und eine Tiefgarage.

Ursprünglich von der Kreisverwaltung selbst in konventioneller Bauweise geplant, entwickelte das mit der Genehmigungs- und Ausführungsplanung sowie der Ausschreibung, Vergabe und Objektüberwachung betraute Planungsbüro Canzler einen Entwurf in Holzhybridbauweise. „Ziel unserer Planung war es, im gesamten Gebäude das Holz sichtbar zu lassen und damit erlebbar zu machen“, betont Aleksandra Seifert, verantwortliche Architektin von Canzler. Sichtbar wird das im lichtdurchfluteten Foyer, das sich im mittleren Finger des Gebäudes über zwei Geschosse erstreckt. Das Entree vermittelt durch seine organische Formensprache und die erstmals in Deutschland zugelassenen BSH-Stützen aus Birke einen naturbelassenen Eindruck. „Die Skelettbauweise ermöglichte uns dabei eine  hohe Gestaltungsfreiheit.“

Hohe Flexibilität – natürliche Materialien

Im ersten Stock des zweigeschossigen Foyers sind Besprechungsräume untergebracht, im Erdgeschoss der Empfang mit Telefonzentrale und Büros sowie auch die Kantine mit dem anschließenden Sitzbereich im Innenhof. Dagegen sind die Obergeschosse der Büronutzung vorbehalten. In den Außenzonen finden sich Einzel-, Gruppen- und 124 Standardbüros mit jeweils zwei Arbeitsplätzen sowie größere Besprechungsräume. Das Raster von 1,35 und 2,70 m bietet die erforderliche Flexibilität. Das Standardbüro liegt genau zwischen zwei Stützrastern: BSH-Stützen und Unterzüge aus Birke bilden den Rahmen. Unterhalb der Fenster dient eine verkleidete Fensterbank als Ablage und zum Sitzen. Weiß verputzte Gipskartonwände treffen auf sichtbare BSP-Decken aus Fichte. Sogenannte Silent Rooms für Meetings befinden sich, abgetrennt durch Glaswände, in der Mittelzone, ebenso wie Servicebereiche, z. B. Teeküchen, Postverteilungsräume oder Archivräume. Das Kühlen und Heizen erfolgt über Deckenstrahlplatten mit integrierter Beleuchtung. Im Wechselspiel aus natürlichen Materialien und Erdtönen hebt sich der Sichtbeton an Wänden und Decken in den Treppenhäusern ab.

Aufbau nach dem Lego-Prinzip

Während das Untergeschoss mit Tiefgarage in Stahlbetonbauweise errichtet wurde, setzen sich die darüber liegenden Geschosse in Holzbauweise fort. Der Baukörper wurde durch drei Betonkerne mit Treppen und Aufzug sowie tragende Wände, die die Brandabschnitte bilden, ausgesteift. Der Kern besteht aus einer modularen Holzkonstruktion aus vorgefertigten Holzelementen, die auf der Baustelle geschossweise aufeinandergesetzt wurden. Erst wurde die Fassade aus 400 vorgefertigten Holzfassadenelementen mit Fenstern und Sonnenschutz vom Erdgeschoss beginnend aufeinandergesetzt. Gebaut wurde in 16 Abschnitten, was einen schnellen Baufortschritt zur Folge hatte. Nachdem die Gebäudehülle geschlossen war, erfolgte der Innenausbau von oben nach unten. Die Energieeffizienz des Gebäudes spiegelt sich in der KfW-55-Förderung wider; es hat für sein modulares Holzbau-Konstruktionssystem zudem eine Förderung des Landesbeirats Holz erhalten.

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