Arup – Denkmalgerechte Fassadenrekonstruktion

Arup hat die Fassade von „Haus Neumarkt“ in der Kölner Innenstadt nach historischem Vorbild und modernsten technischen Standards wiederhergestellt. Während Kritiker die Architektur der 50er Jahre angesichts ihrer simplen Formen- und Materialsprache für Bausünden halten, schätzen Befürworter die feingliedrige, architektonische Qualität und die durchdachten Details. Als typisch für die Bürogebäude des Kölner Architekten Theodor Kelter gelten wohl proportionierte Fassaden, auskragende Flachdächer, zurückgesetzte Obergeschosse und eine stark kontrastierende Farbgebung.

Zum Vergleich: „Haus Neumarkt“ im Ursprungszustand (kurz vor der ersten Sanierung). Bild: Dorothea Heiermann

Dies kennzeichnet auch das denkmalgeschützte siebengeschossige Gebäude am Neumarkt 49 aus dem Jahr 1956, das jedoch durch eine nicht sachgerechte Sanierung in den 80er Jahren seinen Charme verloren hatte. Nachdem kurzzeitig über einen Neubau nachgedacht wurde, entschloss sich der Eigentümer „Haus Neumarkt“ zu erhalten und im Rahmen einer Revitalisierung zukunftstauglich zu machen.

Technisch auf dem aktuellen Stand

Die Maßnahmen in den 80er Jahren hatten irreversible Schäden an der Gebäudehülle hinterlassen. Arup gelang es, die elegante Natursteinfassade aus Jura- und Muschelkalkstein mit den typischen dreigeteilten Kölner Fenstern und den markanten schwarzen Glasbrüstungen unter Berücksichtigung aktueller bauphysikalischer Normen nach historischem Vorbild wiederherzustellen. Um die schlanke Silhouette von „Haus Neumarkt“ durch die neue Dämmung nicht zu beeinträchtigen, versetzte Arup die Fassade leicht nach vorne. Durch eine Kombination aus hochwertiger Dämmung, energieeffizienter Lüftungs- und Kühlungstechnik sowie Sonnen- und Blendschutz wurde der Verbrauch minimiert.

Überlegene Ökobilanz

Aufgrund ihrer schlanken Konstruktion und des damit geringen Gewichts sind Gebäude der Nachkriegsmoderne per se nachhaltiger als massive Bauten. Weitere Nachhaltigkeitspotenziale eröffnet der Erhalt der Altbausubstanz und der Verzicht auf einen Neubau. Allein durch die Weiternutzung des Stahlbetontragwerks konnten bei der Sanierung von „Haus Neumarkt“ ca. 1.600 m³ Stahlbeton und damit 2.500 t CO2 eingespart werden. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft verzichtete man bei der Rekonstruktion der Fassade weitestgehend auf Verbundwerkstoffe. Verwendet wurden sortenrein trennbare Materialien und einfache Steckverbindungen, die den Rückbau erleichtern. Die Investitionskosten zahlen sich sowohl ökologisch als auch ökonomisch aus. Im Rahmen weiterer Revitalisierungs- und Konversionsprojekte hat Arup gezeigt, dass sich bis zu 70 Prozent der CO2-Emissionen reduzieren lassen. Und dies zu Kosten, die zwischen 10 und 75 Prozent unter denen eines Neubaus liegen.

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