Pharmaserv plant seinen Industriestandort Behringwerke in Marburg bis 2030 klimaneutral zu betreiben. Dazu soll maßgeblich ein Graphit-Wärmespeicher beitragen. Der ermöglicht es, überschüssigen Windstrom zu speichern und für die industrielle Dampferzeugung zu nutzen.
Bereits im April 2024 unterzeichnete das Unternehmen einen Vertrag über den Bau eines lokalen Windparks, der künftig den Strombedarf des Standorts decken soll. Als Fortführung errichtet Pharmaserv gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen E2S Power eine Pilotanlage zur CO₂-neutralen Dampferzeugung – einen Graphit-Wärmespeicher mit einer Kapazität von 6 MWh. Er wird künftig eine zentrale Rolle bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Pharmapark spielen.
„Mit der Kooperation mit E2S Power erproben wir eine innovative Technologie, die nicht nur Energie effizient nutzt, sondern auch flexibel auf Schwankungen in der Stromerzeugung reagiert“, sagt Markus Sauerbier, Geschäftsbereichsleiter Standortmanagement bei Pharmaserv. TWEST (Traveling Wave Energy Storage Technology) speichert überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien in Form von Wärme und gibt ihn bei Bedarf als überhitzten Dampf wieder ab. Die Pilotanlage wird zunächst 10 Prozent des Dampfbedarfs am Standort decken und bis zur Fertigstellung des Windparks auf der Marburger Höhe überschüssigen Strom aus den eigenen PV-Anlagen sowie zu Zeiten mit hohem Wind- und Solarstromangebot günstigen Strom aus dem Netz nutzen. „Damit kommen wir auch dem Wunsch nach einem flexiblen, netzdienlichen Anlagenbetrieb nach“, erklärt Sauerbier. Nach erfolgreichem Testbetrieb ist eine Erweiterung auf 50 MWh geplant, um den Standort mit überwiegend eigenem Windstrom zu versorgen.
Prinzip der „reisenden Welle“
Als Langzeit-Speichermedien dienen modulare Blöcke aus Graphit und Aluminium. Diese Hochtemperaturmaterialien ermöglichen eine maximale Speichertemperatur von bis zu 700 °C, wodurch eine hohe Energiedichte und Effizienz erreicht wird. Bei der Entladung wird die gespeicherte Wärme genutzt, um Heißdampf zu erzeugen, der dann industriellen Prozessen zugeführt oder zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Vorteil der Technologie ist der nahezu vollständige Wirkungsgrad von 95 Prozent, der durch den geschlossenen Kreislauf des Systems und die präzise Steuerung der Wärmeübertragung erreicht wird. Die Technologie basiert auf dem Prinzip der „reisenden Welle“, bei dem die Wärmeenergie innerhalb der Speichermodule von einer Hochtemperaturzone zu einer Niedertemperaturzone transportiert wird. Der modulare Aufbau ermöglicht eine einfache Skalierbarkeit und Integration in bestehende Infrastrukturen. Zusatzgeräte, externe Wärmetauscher oder zusätzliche Arbeitsflüssigkeiten werden nicht benötigt. (…)
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