Trumpf: Smart Factory in Ungarn

Das Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger ist erneut für das Maschinenbau- und Technologie-Unternehmen Trumpf tätig geworden. In Gödöllö, einem Industriepark am Stadtrand von Budapest in Ungarn, wurde kürzlich eine weitere Smart Factory für den osteuropäischen Markt eröffnet. Ähnlich wie das US-amerikanische Pendant von Trumpf außerhalb von Chicago stellt das Projekt eine kleinere Fabrik sowie einen Showroom zur Demonstration von Industrie 4.0 dar, in der die Werkzeugmaschinen von Trumpf digital und physisch miteinander verknüpft sind. Die Kunden können die gesamte Produktionskette von der kundenspezifischen Blechumformung über die Konstruktion durch die Maschinen bis hin zur Auslieferung erleben. Die Smart Factory folgt dabei ihrer eigenen Logik in Bezug auf Konstruktion und technische Lösung als Reaktion auf den Ort und die Umgebungsbebauung in einer Weise, die typisch für alle Trumpf-Fabriken und -Gebäude außerhalb des Stammsitzes in Stuttgart ist.

Klare Trennung der Funktionen

Der Grundriss folgt der Trapezform des Grundstücks und macht sich dessen Orientierung zunutze. So liegt der doppelgeschossige Showroom an der kürzeren, nach Süden ausgerichteten und von der Straße aus sichtbaren Seite des Trapezes und öffnet sich über eine breite Glasfront zum Außenraum. Büros, Seminarräume, Unterrichtsräume und Lagerräume befinden sich auf zwei Ebenen im hinteren Gebäudeteil, der sich in Richtung Norden, Osten und Westen orientiert. Servicebereich, Anlieferung und Parkplätze liegen, von der Straße aus nicht sichtbar, auf der Rückseite des Neubaus. An den begrünten Innenhof im ersten Obergeschoss, der Tageslicht ins Zentrum des Gebäudes bringt, grenzen die Kantine sowie Besprechungsräume an.

Als „Industrie-4.0-Demonstrationsfabrik“ verfügt der Neubau in Ungarn wie auch die Smart Factory bei Chicago über einen sogenannten „Catwalk“, der Besuchern einen Blick von oben auf die Werkzeugmaschinen bietet. Der Laufsteg durchquert den gesamten Ausstellungsraum auf Höhe des ersten Obergeschosses und erlaubt es, auch die Dachkonstruktion mit ihren rund 20 m langen Holzträgern aus nächster Nähe zu erleben.

Zackenförmig verlaufende Träger

Das Schmetterlingsdach aus Brettschichtholz liegt auf der tragenden Betonkonstruktion des Gebäudes und neigt sich von beiden Seiten nach innen zum Innenhof beziehungsweise zum Dachgarten hin. Die Dachstruktur gliedert sich analog zum Raumprogramm mit Showroom, Innenhof mit Kantine und Büros in drei Streifen, die von Süden nach Norden verlaufen.  Die Ausrichtung der Träger, die offen liegen, unterscheidet sich dabei von Deckenfeld zu Deckenfeld. Dabei entsteht in der Untersicht ein leichtes Zick-Zack-Muster. Der Raum zwischen den Balken kann für Beleuchtung, oder akustisch wirksame Flächen genutzt werden.

Geöffneter Pappkarton

Die Öffnungen der Fassade reflektieren die Nutzungen im Inneren: Während sich der Showroom mit seinem riesigen Schaufenster selbstbewusst an die Öffentlichkeit wendet, sind die übrigen Bereiche über Lärchenholz-Fenster in verschiedenen Formaten belichtet. Die geschlossenen Bereiche sind mit Wellprofil-Aluminium verkleidet. Das Material kommt mit zwei Wellengrößen zum Einsatz: einer kleineren im nördlichen Teil des Gebäudes und einer größeren im südlichen Teil. Auch wenn es in der Fassade eine „Nahstelle“ zwischen den räumlich und programmatisch sehr unterschiedlichen Bereichen gibt, sind sie unter der glänzenden, industriellen Hülle zu einem Ganzen vereint. Das große Dach prägt ebenfalls das Bild des Gebäudes: Wie bei einem geöffneten Pappkarton läuft die Fläche über alle vier Fassadenseiten hinaus, um dann in unterschiedlichen Winkeln als Sonnen- und Witterungsschutz hinunterzuklappen.

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