Sonntag, 6. Oktober 2024

Mit neuem DGNB-Qualitätsstandard die Zirkularität von Bauwerken bewerten

Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit hinsichtlich der Zirkularität von Gebäuden hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) jetzt einen übergeordneten Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken entwickelt. Dieser baut auf den Informationen aus dem DGNB Gebäuderessourcenpass auf. Er soll der besseren Einordnung vorhandener Bewertungsmethoden sowie als Maßstab für künftig entwickelte Verfahren dienen.

„Die Debatte rund um das zirkuläre Bauen hat zwei Seiten“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Einerseits ist es erfreulich, dass dieser zentrale Aspekt der Nachhaltigkeit im Bauen sehr viel mehr Aufmerksamkeit bekommt und immer mehr Anwendung erfährt. Andererseits bleibt es in vielen Projekten bei Lippenbekenntnissen oder einer sehr einseitigen Interpretation des Themas. Oft reduziert sich der Blick allein auf eine theoretisch mögliche Kreislaufführung bei einem Rückbau in ferner Zukunft. Das Heben der Kreislaufpotenziale im Hier und Jetzt wird ausgespart.“

Mit dem jetzt veröffentlichten Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken will die DGNB einen Beitrag für eine differenziertere, transparente Auseinandersetzung mit der tatsächlich realisierten Kreislaufführung sowie der Kreislauffähigkeit von Gebäuden leisten. Der neue Qualitätsstandard soll dabei sicherstellen, dass der Bewertung durch Zirkularitätskennzahlen bei konkreten Bauvorhaben ein gemeinsames Verständnis zugrunde liegt – im Zuge von Zertifizierungen oder als Element kommunaler oder übergeordneter Regelwerke.

Unterstützt wird der Non-Profit-Verein bei seinem Standardisierungsvorhaben nicht nur von zahlreichen renommierten Wissenschaftsexperten im Bereich des zirkulären Bauens, sondern auch von verschiedenen Anbietern bereits verfügbarer Zirkularitätsindizes wie Concular, EPEA, Madaster oder dem Urban Mining Index.

Das rund 30 Seiten umfassende Dokument führt zunächst grundlegend in die verschiedenen Aspekte der Messbarkeit der Zirkularität von Bauaktivitäten ein. Im Weiteren wird die Methodik hinter dem Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken dezidiert erläutert. Dabei definiert die DGNB eine Reihe von Mindestanforderungen sowie gewisse Toleranzbereiche in der Anwendung. Die DGNB betont dabei, dass in der Bewertung herausgestellt werden soll, welche Phasen des Gebäudelebenszyklus betrachtet werden: Die Pre-Use-Phase mit dem heutigen Beitrag zur bereits umgesetzten Kreislaufführung sowie die Post-Use-Phase, die die potenzielle Kreislauffähigkeit am Ende der Gebäudenutzung fokussiert. Je nachdem, wie kurz- oder langlebig die Nutzungsdauer eines Bauwerks geplant ist, können diese Beiträge unterschiedlich gewichtet werden. Dabei gilt: Je länger ein Gebäude genutzt werden soll, umso wichtiger ist es, bereits heute eine Kreislaufführung mit der vorhandenen Bausubstanz oder wiedergewonnenen Materialien zu realisieren.

Robert Altmannshofer
Robert Altmannshofer
Chefredakteur und Objektleiter industrieBAU

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