Dienstag, 2. September 2025

Bessere Luft dank Textilfassade

Textilmembranen können Schadstoffe aus der Luft filtern. Das demonstriert aktuell ein Forschungsprojekt in der Kölner Innenstadt. Vor dem Hintergrund, dass Luftverschmutzung die häufigste umweltbedingte Ursache für vorzeitige Todesfälle in der EU ist, hat das EU-Parlament bereits Ende 2024 eine Richtlinie über Luftqualität und saubere Luft für Europa erlassen. Ein Instrument im Gesamtpaket, um der verbreiteten Luftverschmutzung in den Städten zu begegnen, ist die Photokatalyse. Im vergangenen Jahr haben die Stadt Köln, die Stiftung „Lebendige Stadt“ und das Unternehmen Schüco ein gemeinsames Forschungsprojekt zur Reinigung stickoxidbelasteter Luft in der Kölner Innenstadt in Angriff genommen. Nun liegen erste Zwischenergebnisse vor.

Messbare Filterleistung

Am Gebäude der Kölner Volkshochschule wurde eine stickoxidbindende Textilfassade installiert. Der photokatalytische Filter besteht aus zwei bedruckten Membranflächen à 8 x 20 m und ist mit einer digitalen Messtechnik ausgestattet. Die Fassade filtert mittels aufgebrachter Wirkstoffe schädliche Stickstoffe und wandelt diese in unschädliche Mineralien um. Die im Oktober 2024 begonnenen Messungen an der stickoxidbindenden Membran an der Nordfassade der Volkshochschule belegen, dass auf Basis gemittelter Monatswerte Filterleistungen von rund 30 Prozent erreicht werden. Einzelne Tagesmessungen liegen sogar darüber. Bei einer Südausrichtung der Membran gehen die Projektbeteiligten von einer bis zu dreifach höheren Lichtintensität aus, wodurch die Filterleistung noch deutlich größer ausfallen könnte.

Nachhaltige Produktion

Die Textilfassade besteht aus wiederverwerteten Materialien: Über 4.400 recycelte PET-Flaschen und Aluminium mit einem Recyclinganteil von 75 Prozent für die Unterkonstruktion belegen die Nachhaltigkeit der Fassade, die später wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann.

Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel

Die Membran hat zudem einen Kühleffekt auf das Gebäudeinnere, da sie vor unmittelbarer Sonneneinstrahlung und damit vor Überhitzung schützt. Dadurch sinkt der Energiebedarf für die Kühlung, was wiederum CO₂-Emissionen reduziert. Gleichzeitig strahlt die Membran weniger Hitze in den urbanen Raum ab, sodass auch hier ein Kühleffekt eintritt; ein wichtiger Baustein für Klimaanpassungsstrategien.

Erfolgreiche Kooperation

Für das innovative Umweltprojekt hat die Stadt Köln eine Kooperation mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ und dem Unternehmen Schüco geschlossen. Die fortlaufende Messung und Auswertung der Ergebnisse verantwortet das renommierte Forschungszentrum Jülich. Dr. Jan Serode, Experte für nachhaltiges Bauen und wissenschaftlicher Projektleiter, zieht erste Bilanz: „Die Messwerte an der Kölner Fassade liegen bereits deutlich über unseren Erwartungen. Das unterstreicht, welches Potenzial in unseren Städten für zukunftsweisende Lösungen an der Schnittstelle von Klima- und Gesundheitsschutz steckt.“

Neueste Beiträge