Montag, 29. April 2024

Betriebsgebäude mit karbonisierter Holzfassade

Südlich von Stuttgart haben rundzwei Architekten die Firmenzentrale und Betriebsstätte für Hald & Grunewald in Holzbauweise realisiert. Das lichtdurchlässige, umlaufende Vordach aus karbonisiertem Lärchenholz schützt vor Witterung und gibt dem Gebäude seine charakteristische Form. Das Unternehmen ist auf den Verkauf und die Vermietung von Gabelstaplern, Teleskopstaplern, Arbeitsbühnen und Containerlösungen spezialisiert.

Optimaler Workflow

Der Neubau besteht aus zwei Elementen: einer 10 m hohen Halle und einem dreigeschossigen Betriebsgebäude. Beide Teile sind direkt miteinander verbunden und bilden zusammen einen flachen Quader. Von dessen Grundfläche entfallen etwa ein Viertel auf das dreigeschossige Betriebsgebäude und drei Viertel auf das Werksgebäude. Das 2. Obergeschoss des Betriebsgebäudes liegt als auskragender Querriegel über dem Grundkörper aus Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Ein umlaufendes, haubenartiges Vordach verbindet Grundkörper und Querriegel zu einer baulichen Einheit.

Konstruktion und Tragwerk des gesamten Gebäudes folgen dem Grundsatz „So viel Holz wie möglich“. Die Halle des Werksgebäudes besteht aus auskragenden Brettschichtholzträgern, die auf Brettschichtholzstützen gelagert sind. Die Hallenfassade ist ebenfalls in Holzbauweise ausgeführt. Ein umlaufender Sichtbetonsockel schützt sie vor mechanischen Beschädigungen. Eine Brandwand aus Ortbeton trennt den Hallenteil vom Betriebsgebäude, das sich von hier bis zu einer Fassade aus Betonfertigteilstützen und Holzrahmenelementen erstreckt. Die Geschossdecken bestehen aus Brettsperrholzdecken (BSP), gelagert auf Brettschichtholzträgern. Lediglich der Bereich über dem Atrium wurde als Ortbetondecke ausgeführt. In deren oval geöffneter Mitte schwingt sich eine repräsentative Stahltreppe vom Erdgeschoss in die Höhe.

Die Wendeltreppe verbindet die drei Büroetagen und sorgt für direkte Blickbeziehungen in die Büros, Schulungsräume und gemeinschaftlich genutzte Bereiche wie das Café für die Mitarbeitenden. Großzügige Fensterfronten lassen natürliches Licht in das Betriebsgebäude und schaffen eine offene, kommunikative Arbeitsatmosphäre. Die transparente Gestaltung der Innenräume, z. B. durch gläserne Trennwände zwischen den Büros und helle Akustikdecken aus Holz, fördert die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden.

Karbonisiertes Lärchenholz schützt

Die vollständig umlaufende Vordachhaube hebt sich gestalterisch vom übrigen Gebäude ab, gleichzeitig verbindet sie Grundkörper und Querriegel. 6 m weit kragt das Vordach aus und kippt dann senkrecht ab. Diese einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion bietet nicht nur Schutz vor direktem Sonnenlicht und Regen, sondern trägt auch zum baulichen Wärmeschutz bei. Rund um das Gebäude entstehen unter dem Vordach geschützte Verkehrsflächen und Arbeitsbereiche sowie Stellflächen für die Abholung und Rückgabe der Mietfahrzeuge. Gleichzeitig sorgt die Lichtdurchlässigkeit der Vordachhaube für eine natürliche Belichtung der Hallenflächen im Bereich des Werksgebäudes sowie der Büroräume des Betriebsgebäudes.

Für die langlebige und wartungsarme Fassadenkonstruktion kombinierten rundzwei Architekten zwei Lärchenholzarten: Die senkrechten Flächen des Vordachs bestehen aus orthogonal verschraubten Holzlamellen. Sie wurden nach der japanischen Tradition des Yakisugi in Handarbeit verkohlt – also karbonisiert – und so vor Witterungseinflüssen geschützt. Die Holzfassade des eigentlichen Baukörpers ist im Gegensatz dazu aus hellem, naturbelassenem Lärchenholz. Die weite Auskragung und die Höhe der Vordachhaube bewahrt die unbehandelten Fassadenflächen vor Verwitterung.

Quelle: Eric Sturm

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