Samstag, 5. Oktober 2024

Grüne Fassade für ein besseres Klima

Begrünte Fassaden und Dächer werten Gebäude nicht nur optisch auf, sondern haben darüber hinaus vielfältige funktionale Eigenschaften. Diese reichen von der Beschattung und Kühlung bis hin zum Binden von Schadstoffen und der Verbesserung der Luftqualität.

Ein Paradebeispiel für klimafreundliches und nutzergerechtes Bauen ist der 2020 fertiggestellte Fabrikneubau der Jakob Rope Systems AG in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam. Das auf Architekturseile spezialisierte Schweizer Unternehmen stellt seit vielen Jahren Teile seiner Produktionslinien in Vietnam her und ist mit einem eigenen Standort als Jakob Saigon LTD im Land vertreten. Die Expansion und die wachsende Zahl der Mitarbeiter hatten den Bau eins neuen Industriegebäudes mit Büronutzung und Kantine notwendig gemacht. Mit dem Entwurf betraute Jakob Rope Systems das Schweizer Architekturbüro Rollimarchini und die in Vietnam tätigen G8A-architects.

Natürliche Durchlüftung

Die Planer setzen bei diesem Projekt auf ein Konstruktionsprinzip, das in den feuchtheißen Tropen jahrhundertelang zum Einsatz kam und erst mit dem Aufkommen der Klimaanlagen vielerorts in Vergessenheit geraten ist. Unter einem großen, vor Sonne und Regen schützenden Dach wurden Räume mit offenen Fassaden so angeordnet, dass eine natürliche Durchlüftung gewährleistet ist. Unterstützt durch den Einsatz von einfachen Ventilatoren entsteht so ein konstanter Luftstrom, der die gefühlte Temperatur um mehrere Grad zu senken vermag. Die ortsunübliche, mehrgeschossige Bauweise verlangte zudem nach neuen Lösungen in Sachen Beschattung und Regenschutz der Fassaden. Horizontal übereinanderliegende Lamellen erfüllen diese Aufgabe. Als bepflanzte Beete ausgebildet, filtern sie nicht nur Regen und Sonne, sondern tragen durch Verdunstung zur Temperatursenkung bei und wirken als Staubpartikelbinder und Luftreiniger.

Zweilagige Seilkonstruktion

Gehalten wird die Außenhülle von einer zwischen Boden und Dachrand gespannten zweilagigen Seilkonstruktion. Wie ein überdimensionales Netz wirkt sie damit als weithin sichtbares Markenzeichen des Unternehmens. Der begrünte Innenhof wird neben seiner Funktion als Mikroklimaraum zum Campus für die Mitarbeiter. Einrichtungen für Fitness- und Sportaktivitäten finden darin genauso Platz wie schattige Bereiche für die traditionelle Siesta. In einer weiteren Phase sollen eine Kindertagesstätte und weiter Freizeitangebote folgen.

Mehr zum Thema Begrünungskonzepte für Industriebauten lesen Sie in der industrieBAU, Ausgabe 2/2021 ab Seite 34.

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