Dienstag, 12. November 2024

Wenn Autobauer Städte bauen

Manche Städte sind ohne die Werke großer Automobilhersteller kaum vorstellbar: Wie sähen Rüsselsheim ohne Opel, Ingolstadt ohne Audi oder Wolfsburg ohne Volkswagen aus? Wenn die Automobilbranche schwächelt, wirkt sich das auch auf die Städte und Regionen aus, in denen sie eine Monoindustrie darstellt. Bestes Beispiel dafür ist Detroit im US-Bundesstaat Michigan. Der Aufstieg Detroits zur florierenden Motor City begann, als sich General Motors, Ford und Chrysler dort ansiedelten. Doch mit dem Erstarken europäischer und asiatischer Konkurrenten auf dem amerikanischen Automobilmarkt begann der ökonomische Niedergang der Stadt.

VW: Wolfsburg Connect

1999 gründeten VW und die Stadt Wolfsburg die Public-Private-Partnership Wolfsburg AG, um den Standort zu fördern und zukunftssicher zu gestalten. Aktuell plant die Wolfsburg AG gemeinsam mit VW, der Stadt Wolfsburg, dem Projektentwickler und Investor Signa sowie dem Architekturbüro Henning Larsen ein Quartierskonzept in der Innenstadt mit Namen Wolfsburg Connect. Das Areal umfasst eine Fläche von etwa 13,6 ha. Dort, im Norden der Wolfsburger Innenstadt, soll ein urbanes Zukunftsquartier mit Büros, Wohnraum, Einzelhandel, Freizeitangeboten, Gastronomie, Hotel sowie neuen Arbeitsformen, digitalen Lösungen und moderner Mobilität entstehen.

Im Zentrum des Masterplans steht, wie der Name Wolfsburg Connect bereits vermuten lässt, eine gute Vernetzung. Daher entwickelte sich das Konzept um den Hauptbahnhof und einen bestehenden Busbahnhof herum. Grünflächen, Innenhöfe und öffentliche Plätze zonieren das Quartier und verbinden gleichzeitig die Areale miteinander. Eine Ebene darüber sollen sich Wohnungen und Büros ansiedeln. Die Gebäude nach den Plänen von Henning Larsen zeichnen sich durch eine gestaffelte Architektur, viele begrünte Flächen und Glas aus. Dadurch bilden die Bauwerke keine in sich abgeschlossenen Kuben, sondern mehrere zugängliche Ebenen.

Mehr über das Projekt Wolfsburg Connect lesen Sie in industrieBAU 6/2020. Jetzt auch als ePaper mit zusätzlichen Inhalten erhältlich.

Toyota: Woven City

Eine Stadt, die eine Modell-Metropole der Zukunft werden soll, planen auch Toyota und die Bjarke Ingels Group in Japan. Am Fuß des Mount Fuji entwickeln sie ein 175 ha großes Gelände. Die Projektentwicklung, deren Spatenstich 2021 erfolgen soll, trägt den Namen Toyota Woven City, also die verwobene Stadt. Allerdings entsteht sie neu und wird nicht in eine bestehende Stadt integriert.

Der Masterplan offenbart ein Straßennetz aus Strecken für autonome, emissionsfreie Fahrzeuge oder Fußgänger und parkähnliche Promenaden. Zudem strukturieren Grünflächen und Hydrokulturen das Stadtbild. Sie umgeben Gebäude, die vorwiegend aus Holz bestehen, mit Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern. Der Solarstrom ergänzt die Stromerzeugung durch Wasserstoff-Brennstoffzellen in der Toyota Woven City. Sensorbasierte künstliche Intelligenz überprüft den Gesundheitszustand der bis zu 2.000 Bewohner in der Stadt, um das tägliche Leben zu verbessern.

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