Mittwoch, 3. Dezember 2025

CityWave Mailand: Mit kühnem Schwung

Die schwebende Architektur der CityWave von Bjarke Ingels (BIG) präsentiert sich als Ergänzung und formaler Kontrapunkt zu den drei himmelwärts strebenden Türmen im CityLife-Quartier. Die notwendige strukturelle Stabilität verleiht dem ikonischen Office-Neubau Holzner & Bertagnolli (hb) – mit teils unkonventionellen ingenieurtechnischen Ansätzen.

„Think big“ kommt einem beim Anblick des CityLife-Projekts auf dem ehemaligen Mailänder Messegelände im Stadtzentrum spontan in den Sinn. Das auf rund 366.000 m2 Fläche entstehende Quartier wurde als Symbol für die städtebauliche Transformation der italienischen Metropole konzipiert. Nach Porta Nuova ist CityLife das zweite die Skyline prägende Viertel – nicht zu übersehen und schon von weither zu bestaunen. „Name-Dropping“ kann bei einem Projekt der Größenordnung ebenfalls nicht schaden. So haben bis dato drei renommierte Architekten dem neuen Quartier ihren Stempel aufgedrückt: der Japaner Arata Isozaki, die aus dem Irak stammende Architektin Zaha Hadid und der US-Amerikaner Daniel Libeskind. Zwar verliehen sie ihren Gebäuden jeweils eine andere Form – mal gerade und schmal, mal bauchig und gebogen –, setzten aber alle auf Höhe, was dem Neubauviertel den Beinamen „Tre Torri“ gab. Von dem Prinzip weicht die CityWave des ebenfalls international bekannten dänischen Architekten Bjarke Ingels mit horizontaler Präsenz ab, denn der arbeitet eher nach dem Motto „Think BIG“. Das von ihm geplante Gebäude vollendet den CityLife-Masterplan; die Fertigstellung ist für Ende 2026 vorgesehen.

„Complete and not compete“

„Wir haben uns bemüht, der Versuchung zu widerstehen, dem bereits majestätischen Stadtensemble von CityLife einen weiteren Turm hinzuzufügen, und stattdessen einen wirklich einladenden städtischen Raum als Tor zu diesem neuen Stadtteil zu schaffen. Das Solardach der Holz-Canopy, das beide Gebäude verbindet,

Compete Entwurf
So hätte der „Compete“-Entwurf ausgesehen… Diagramm: BIG Bjarke Ingels Group

spendet Schatten und Schutz für das Leben in der Stadt und dient als urbanes Statement für Umwelt- und Sozialverträglichkeit“, kommentiert der Founder & Creative Director der Bjarke Ingels Group seinen visionären Entwurf, der als Siegerbeitrag aus dem Designwettbewerb mit sechs teilnehmenden Architekturbüros hervorging. Kurz gesagt: „complete and not compete“. Die Idee einer zeitgemäßen Interpretation der Einkaufsgalerie Galleria Vittorio Emanuele II als öffentliches Areal ist vor allem für Mailänder nachvollziehbar; über die Stadtgrenzen hinaus überzeugte der Entwurf formal, ingenieurtechnisch und ökologisch. Dafür gab es bereits Vorschusslorbeeren in Form einer WiredScore Platinum-Auszeichnung „für digitale Konnektivität und intelligente Gebäude“, zudem LEED Platinum- und WELL Platinum-Vorzertifizierungen für die Nachhaltigkeit. und Wohlbefinden Ein Statement der regenerativen Energiegewinnung ist die PV-Anlage, die sich über die gesamten Dachflächen der Gebäude und der Canopy-Konstruktion auf einer Länge von 135 m erstrecken wird. Verbaut werden 12.550 Module (2MWpeak) auf insgesamt 12.900 m2 Fläche – was jetzt bereits als „größter Solarpark Italiens in Verbindung mit einem Gebäude“ gepriesen wird. Darüber hinaus setzt der Neubau Methoden wie Grundwasserkühlung und thermische Energiespeicherung ein und soll somit den Gesamtenergiebedarf um 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu einem Gebäude ähnlicher Größe senken.

Complete-Entwurf
… und so der „Complete“-Entwurf des CityLife-Quartiers. Diagramm: BIG Bjarke Ingels Group

Portikus zum CityLife-Quartier

CityWave besteht aus zwei Baukörpern mit unterschiedlichen Proportionen, die durch eine lange, schwebende Struktur verbunden sind. Der höhere Baukörper – RD – umfasst zwei Untergeschosse und 20 oberirdische Geschosse und hat eine Gesamthöhe von 105 m. Der Gegenspieler – RE – verfügt ebenfalls über zwei Untergeschosse und zehn oberirdische Geschosse und kommt auf eine Gesamthöhe von 55 m. Die sogenannte Canopy (dt. Überdachung) ist einer Welle nachempfunden und verleiht dem Gebäude seinen Namen. Sie fungiert als Portikus zum neuen CityLife-Quartier von Norden her und gibt den Blick auf die drei Türme frei. Stilbildend ist auch die klar strukturierte Elementfassade mit hohem Glasanteil und einer Gesamtfläche von rund 36.500 m2 – Teilbereiche sind als Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt. Insgesamt wurden bei CityWave über 100.000 m² Bruttogeschossfläche realisiert. Als überwiegende Nutzung sind Büros vorgesehen, mit Ausnahme der obersten Geschosse des RD-Traktes, in die eine Bar und ein Panorama-Restaurant einziehen werden. Ergänzt wird das Ensemble durch ein Auditorium, Parkflächen und öffentliche Grünbereiche.

Den kompletten Artikel mit weiteren Informationen zur konzeptionellen und konstruktiven Umsetzung finden Sie in der industrieBAU-Ausgabe Dezember/Januar 2025/2026. Sichern Sie sich jetzt ein kostenloses Test-Abo.

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