Dienstag, 18. November 2025

Weleda Cradle Campus: Biodiversität statt Monokultur

Der kürzlich in Betrieb genommene Weleda Cradle Campus auf dem Gügling von Schwäbisch Gmünd versteht sich „als Leuchtturm der Nachhaltigkeit“. Entsprechend wurden auch die Außenanlagen des Logistikzentrums gestaltet. Das Campus-Gelände hat eine Größe von 7 ha, davon sind 5 ha grün gestaltet – je näher am Gebäude, desto repräsentativer. Die einst landwirtschaftlich genutzte Monokultur wurde in ein artenreiches Areal mit hohem Erholungswert verwandelt. Davon profitieren sowohl Mitarbeitende als auch die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Insgesamt finden sich auf dem Campus 200 Bäume, 36.000 Blumenzwiebeln, 2.000 Sträucher und Rosen, 9.000 Stauden und Gräser sowie 52.000 m² Wiesenansaat. Das Konzept stammt von den Landschaftsarchitekten Michael Hink und Marysia Henning vom Büro Hink, Landschaftsarchitektur GmbH aus Schwaigern. „Die Außenanlagen des Weleda Cradle Campus verbinden nachhaltige und gestalterische Ansprüche miteinander“, sagt Geschäftsführer Michael Hink. Schon zu Beginn stand fest, dass die Richtlinien der DGNB eine Rolle bei der Ausführung spielen würden. Auch der Grünordnungsplan schreibt bestimmte Dinge vor, etwa die Anzahl der Bäume. Weleda übertraf alle Vorgaben um ein Vielfaches.

Weleda Cradle Campus
Biodiversität heißt auf dem Weleda Campus eine zur Region – der Schwäbischen Alb – und zur Philosophie des Naturkosmetik-Pioniers passende Bepflanzung. Bild: Elias Hassos

Nachhaltigkeit als Bedingung

„Bauherren nehmen in der Regel kein Geld für die Gestaltung einer Logistikanlage in die Hand“, erklärt Landschaftsarchitektin und Projektleiterin Marysia Henning. „Doch Weleda machte Nachhaltigkeit zur Bedingung.“ Startpunkt sei ein Besuch im Heilpflanzengarten des Unternehmens gewesen. Auch die Verbindung zur umgebenden Landschaft der Schwäbischen Alb beeinflusste den Entwurf. Michael Hink zitiert aus der Projektbeschreibung: „Die Einbindung gelingt durch einen landschaftstypischen Übergang zu den angrenzenden Feldern und Naturräumen. Die bestehende Umgebung inspiriert Elemente und Strukturen wie Gehölze, Obstwiesen und offene Wiesenflächen.“ Gut 76.000 m³ Bodenaushub der Baustelle wurden auf dem Gelände erfolgreich modelliert, sodass deren Abfuhr komplett vermieden werden konnte. Das Areal wurde in verschiedene Gartenräume untergliedert.

Auch das Wasser sollte möglichst vollständig auf dem Gelände zurückgehalten werden, was rechnerisch gelungen ist. Auf dem natürlichen Tiefpunkt ist eine wechselfeuchte Mulde entstanden, die – je nach Niederschlagsmenge – einem kleinen See gleicht. „Wir haben die Neigung des Geländes so organsiert, dass Regenwasser schadlos oberflächlich und über Leitungen in diese Mulde geleitet wird“, erläutert Hink.

Das Konzept im Einzelnen:

  • Jahreszeitengärten in organischen Formen dienen Besuchern und Mitarbeitenden des Verwaltungsgebäudes als Treffpunkt und Aufenthaltsbereich.
  • Die Gestaltung der Dachterrasse knüpft thematisch an die Jahreszeitengärten an, ist jedoch auch von architektonischen Einflüssen geprägt. Sie kann als Pausenhof und Outdoor-Office genutzt werden.
  • Sträucher bilden innerhalb des Stauden- und Gräsergartens ein ordnendes Raumgerüst.
  • Eine Streuobstwiese mit traditionellen Hochstamm-Obstbäumen wie Apfel, Birne, Kirsche und Walnuss prägt die Fläche zwischen Straße und Ladehof. Sie bildet einen grünen Filter.
  • Ökologisch orientierte Grünflächen säumen unter anderem die Mitarbeiterparkplätze und verbinden das Gelände mit der angrenzenden Umgebung. Hecken mit heimischen Gehölzen dienen zur Raumbildung. Davor befinden sich Saumstreifen im Halbschatten. Wiesen befinden sich zwischen den Heckenstrukturen. Regelmäßig gemähte Wege durchziehen diese naturnah belebten Flächen und machen sie zu Fuß erlebbar.
  • Die notwendigen Beläge sind so gestaltet, dass sie an den Rändern mit offenen Fugen in die Grünflächen übergehen. Das erhöht Wasserdurchlässigkeit und ökologischen Wert.
  • In der Nähe des Haupteingangs zum Verwaltungsgebäude befinden sich überdachte Fahrradstellplätze mit Helm- und Ladeschränken.
  • Infrastrukturell Notwendiges, etwa Einfahrten, Ladehof und Parkplätze, wurde von einem der Planungspartner, Pirker & Pfeiffer Ingenieure GmbH, funktional und kompakt umgesetzt.

Ein weiteres Projekt-Beispiel zum Thema Biodiversität und Logistik.

Neueste Beiträge