Der Klimawandel und die zunehmende Verdichtung industrieller Bauweisen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen im Hinblick auf das Raumklima. Besonders in Produktions- und teilweise auch in Lagerhallen mit großen Dachflächen und hoher interner Wärmelast führt die Kombination aus sommerlicher Hitze und Prozesswärme häufig zu unangenehm hohen Temperaturen.
Die Folgen: sinkende Produktivität, höherer Energieaufwand für Klimatisierung und damit steigende Betriebskosten. Eine besonders nachhaltige und energieeffiziente Lösung bietet nach Auskunft des Fachverbands Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR e.V.) die natürliche Lüftung über das Dach – realisierbar mit Lichtkuppeln, Lichtbändern und Flachdachfenstern.
Kamineffekt zunutze machen
Das Grundprinzip der natürlichen Lüftung basiert auf dem thermischen Auftrieb. Warme Luft ist leichter als kalte und steigt nach oben. In hohen Hallen bildet sich an heißen Tagen oft ein Luftpolster mit Temperaturen über 30 Grad Celsius unter dem Dach. Wird dieses gezielt über Öffnungselemente wie Lichtkuppeln oder Flachdachfenster abgeführt, kann kühlere Außenluft über bodennahe Öffnungen oder Fassadenlüfter nachströmen – der sogenannte Kamineffekt. Dieser Mechanismus funktioniert ohne mechanische Unterstützung und ist besonders wirtschaftlich. Für eine erste Auslegung ist es häufig ausreichend, 5 Prozent der Raumgrundfläche als Lüftungsfläche im Dach vorzusehen.
Um die Vorteile der natürlichen Lüftung langfristig und nachhaltig zu gewährleisten, sollten die spezifischen Bedingungen des Objektes – wie Raumhöhe, Raumvolumen, die abzuführende Wärmemenge, die gewünschte Temperaturabsenkung und mögliche Vorgaben aus Vorschriften (z.B. ASR A3.6) – individuell analysiert und berechnet werden.
Weniger Energie für Lüftung und Kühlung
Die wichtigsten Elemente für eine effektive natürliche Lüftung auf dem Flachdach sind: Lichtkuppeln, Lichtbänder, Flachdachfenster und Allwetterlüfter. In Verbindung mit Sensorik und geeigneter Steuerung können die Geräte flexibel auf Wetterbedingungen, die Innentemperatur oder die Luftqualität reagieren.
Die Integration natürlicher Lüftungssysteme in Industriehallen trägt außerdem zur Reduktion des Energiebedarfs für Lüftung und Kühlung bei. Während mechanische Lüftungsanlagen dauerhaft Strom benötigen und regelmäßig gewartet werden müssen, nutzen natürliche Systeme die physikalischen Gegebenheiten des Gebäudes. Das spart Betriebskosten und reduziert den CO2-Fußabdruck. Damit sind Lichtkuppeln und Co. ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung der Vorgaben aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder den Anforderungen an nachhaltige Industriebauten, wie sie im Rahmen einer Zertifizierung nach DGNB gefordert werden.
Neben der thermischen Entlastung erfüllen viele Dachöffnungs-Systeme auch eine sicherheitsrelevante Funktion. Im Rahmen des vorbeugenden Brandschutzes sind Rauch- und Wärmeabzugsanlagen vorgeschrieben. Hierbei können multifunktionale Systeme genutzt werden, die sowohl der täglichen Lüftung als auch der Rauchableitung im Brandfall dienen.
Quelle: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR e.V.)