Sonntag, 12. Oktober 2025

aer München: Blaupause für Nachverdichtung

Durch die Umgestaltung des ehemaligen Allianz-Gebäudes in München-Neuperlach gelang es Oliv Architekten, rund ein Drittel mehr Büroflächen zu gewinnen, ohne weitere Flächen zu versiegeln. Damit hat das „aer“ das Potenzial, zur Blaupause für künftige Immobilienentwicklungen in Deutschland zu werden.

Neuperlach – von den Münchnern geschätzt und geschmäht zugleich – erlebt als Satelliten-Stadt vom Reißbrett eine Renaissance. Auslöser des Revivals ist neben dem drängenden Wohnraummangel die Erkenntnis, insbesondere der Investoren, welche Vorteile dieser Standort bietet. Beste Anbindung an die Berge, nahe an der City, moderne Infrastruktur und – viel freie grüne Flächen zwischen den Gebäuden. Etwas Vergleichbares gäbe es in München nicht, ist auf der Website des Immobilieninvestors Hines zu lesen. Diese Qualität wird nun wiederentdeckt und genutzt. Während die Grünflächen des Quartiers erhalten bleiben sollen, plant man innerhalb des Fußabdrucks der Gebäude in die Höhe und nutzt Flächenreserven. Prominentes Beispiel für die Bestrebungen zur Nachverdichtung ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der Allianz-Versicherung. Es hebt sich mit seiner zeitlosen Architektur und den leuchtend weißen Fassaden von gewöhnlichen Büroimmobilien ab: Der Gesamtkomplex mit seinem lang gestreckten und mit Glas gedeckten Hauptbaukörper ist typisch für die großzügige Architektur der 1990er-Jahre und nimmt unverkennbar Anleihen an die ikonenhaften Entwürfe des amerikanischen Architekten Richard Meier. Die Inspiration kommt dabei nicht von ungefähr. Das ursprünglich nur für einen Nutzer konzipierte, repräsentative Gebäude wurde 1996 von Lauber + Wöhr Architekten entworfen, die Schüler des New Yorker Stararchitekten waren. Allerdings entsprach das weitläufige Ensemble nicht mehr den heutigen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und eine moderne Arbeitswelt.

Signifikante Flächenmehrung

Mit der umfassenden Revitalisierung des einstigen Allianz-Standorts in Neuperlach soll nun „eine maximale Wertschöpfung“ erreicht werden. Was zunächst nüchtern und seelenlos klingt, erweist sich bei genauerer Betrachtung als das Gegenteil. Thomas Sutor und das Team um den Projektleiter Marcus Beuerlein von Oliv Architekten haben mit dem Hinzufügen und Verdichten eine neue Qualität in dem ursprünglich kühlen und distanzierten Bau geschaffen. Bislang ungenutzte (Frei-)Räume werden zu kommunikativen Begegnungsflächen. Der Einsatz von Holz schafft eine wohnliche, ja menschliche Atmosphäre, die dem Haus vorher gefehlt hat. Zugleich hat die komplette Neuorganisation des Gebäudes bewirkt, dass die Nutzbarkeit und Wirtschaftlichkeit deutlich verbessert wurden. Durch eine signifikante Flächenmehrung entstand eine vielseitige Immobilie, sowohl für einen einzelnen Mieter als auch für verschiedene Nutzer. Der Fokus der Planung lag auf intelligenten Haustechniklösungen, grüner Infrastruktur und dem Einsatz verschiedener Holzkonstruktionen, um den CO2-Fußabdruck zu minimieren – und gleichzeitig den Anforderungen an einen zukunftsfähigen ESG-konformen Standort gerecht zu werden. Dabei bewahrt das Sanierungskonzept die charakteristische Architektur, entwickelt sie aber in neuen, nachhaltigen und innovativen Bereichen weiter.

Den kompletten Artikel mit weiteren Informationen zur konzeptionellen und konstruktiven Umsetzung finden Sie in der industrieBAU-Ausgabe Oktober/November 2025. Sichern Sie sich jetzt ein kostenloses Test-Abo.

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